Nicht nur die Krankheit, sondern auch die medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlungen beeinflussen die Gehirnstruktur

Der Verbund APIC besteht aus vier unterschiedlichen Teilprojekten, die aufeinander abgestimmt sind:

Darstellung der Struktur des Verbundes mit 4 Teiprojekten , von denen 3 um die zentrale klinische Studie angeordnet sind.Teilprojekt 1 / Klinische Studie: Sind Antipsychotika neurotoxisch oder neuroprotektiv

Das größte Teilprojekt ist eine Patientenstudie, die 666 Patientinnen und Patienten umfassen wird. Unter dem Titel „Sind Medikamente neuroprotektiv oder neurotoxisch?“ werden unter anderem zwei verschiedene medikamentöse Therapieverfahren – die medikamentöse Dauertherapie versus bedarfsgesteuerter medikamentöser Intervalltherapie - hinsichtlich ihres Behandlungserfolgs und der Veränderungen im Gehirn verglichen.

„Funktionelle und strukturelle Veränderungen des Gehirns wurden bislang meist als Ursache oder Konsequenz einer psychischen Erkrankung betrachtet. Es gibt jedoch Hinweise, dass auch die medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlung selbst einen erheblichen Einfluss auf die Struktur des Gehirns hat“, berichtet Frank Schneider, Leiter des Verbundes. Im Rahmen von APIC werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer groß angelegten klinischen Studie die Hirnveränderungen, zum Beispiel im Hippocampus, mit Hilfe moderner bildgebender Verfahren bei verschiedenen Therapien untersuchen. „Wir gehen davon aus, dass die Intervalltherapie im Vergleich zur Dauertherapie mit einem geringeren Hirnvolumenverlust der grauen Substanz einhergeht“, erläutert Prof. Gerhard Gründer, stellvertretender Klinikdirektor in Aachen, der das Teilprojekt federführend leitet. Den großen Vorteil der Studie sieht Gerhard Gründer darin, dass alle Daten an einem einzigen MR-Scanner erhoben werden: „Dies ermöglicht eine exakte Vergleichbarkeit der erhobenen Patientendaten.“

Teilprojekt 2: Innovatives Neurofeedback - Gezieltes Hirntraining soll Symptome lindern

In einem weiteren APIC-Teilprojekt wird untersucht, inwiefern therapeutische Effekte – unabhängig davon, ob sie medikamentös oder verhaltenstherapeutisch oder mit anderen Mittteln bewirkt werden – vergleichbare Veränderungen im Gehirn, wie die medikamentöse Therapie verursachen. Schizophrenie-Erkrankte nicht medikamentös, sondern mit einer innovativen Therapie mittels Neurofeedback behandelt. Schizophrene Patientinnen und Patienten leiden häufig unter Halluzinationen wie Stimmen hören oder Wahnvorstellungen. Mit Hilfe eines gezielten und angeleiteten Trainings im Magnetresonanztomographen lernen sie, die Prozesse im Gehirn, die Stimmen produzieren, selbst gezielt zu regulieren. Auf diesem Weg sollen die entsprechenden Hirnnetzwerke aktiviert werden.

Teilprojekt 3: Bedeutung des Dopaminsystems für das individuelle Therapieansprechen

Das Teilprojekt 3 beschäftigt sich mit der Frage, ob es möglicherweise biologische Faktoren gibt, die ein Ansprechen bzw. nicht Ansprechen auf die medikamentöse Therapie vorhersagen können. Hier wird eine Teilgruppe der Patienten aus der klinischen Studie hinsichtlich des Stoffwechsels eines spezifischen Neurotransmitters (Dopamin) im Gehirn charakterisiert und deren Ansprechen auf die verschiedenen Therapien beobachtet.

Teilprojekt 4: Der Einfluss von Hirnfunktion und -konnektivität auf das Therapieansprechen bei Frauen und Männern

Das letzte Teilprojekt  versucht eine zu dem dritten Teilprojekt vergleichbare Fragestellung zu beantworten, analysiert aber hierfür nicht Neurotransmitter sondern Gehirnaktivität und –vernetzung. Das besondere in dieser Studie wird die differenzierte Betrachtung von Männern und Frauen sein, da es Hinweise darauf gibt, dass die Vorhersagekraft bestimmter Marker für den Therapieerfolg geschlechtsspezifisch ist.

 

Die Teilprojekte werden von zwei Plattformprojekten unterstützt, die die klinische Rekrutierung und die Erhebung und Auswertung der Bildgebungsdaten übergreifend organisieren. Insgesamt versucht APIC damit die Frage zu untersuchen, ob es Unterschiede zwischen zwei Therapievarianten in Hinblick auf Therapieerfolg und Veränderungen im Gehirn gibt. Ob die Gehirnveränderungen spezifisch für medikamentöse Therapien sind und ob es neurobiologische Faktoren gibt, die einen Therapieerfolg vorhersagen können – möglicherweise abhängig vom Geschlecht des oder der Betroffenen.

 

APIC - Antipsychotic Induced Brain Changes

Ein Projekt des BMBF Forschungsnetzes Psychische Erkrankungen

Das Logo des Verbundes APIC besteht aus den vier Buchstaben der Kurzbezeichung, umfasst von einem unterbrochenen Rechteck.